Der Südtiroler Karl Rieder betreibt zwölf italienische Lokale in ganz München. Wie er dazu kam – und warum es wohl nicht mehr werden.
Von Allach bis nach Nymphenburg
München: Der „Lieblingsitaliener“ und seine zwölf Restaurants
Buon Appetito! Karl Rieder in seinem neuesten Lokal, dem Languorino am Allacher Bahnhof. Foto: Jasmin Menrad
München – „Dafür, wie ich angefangen habe, ist das schon ganz gut“, sagt Karl Rieder, nickt und lächelt. Er meint damit: Als 20-Jähriger kam er ohne Geld von Südtirol nach München, heute hat Rieder (59) zwölf italienische Lokale in der ganzen Stadt.
Lindengarten, Corretto, Primafila: Kein „Lieblingsitaliener“ ist gleich
Unter der Marke „Mein Lieblingsitaliener“ betreibt Rieder die Restaurants. Wer nicht weiß, dass das La Piazza am Kölner Platz, das Primafila in Nymphenburg und das Corretto in Untermenzing zusammengehören, wird es wahrscheinlich nicht merken. Vom Interieur über Karte und Konzept unterscheiden sich die Läden teils stark.
Für gewöhnlich läuft das bei Karl Rieder so: Er bekommt von Paulaner ein heruntergewirtschaftetes Lokal, schaut sich die Umgebung an und entwickelt ein Konzept, das zum Viertel passt. Zwölf mal hat das funktioniert.
Sein erstes Restaurant, die Trattoria Lindengarten in Laim, eröffnete er 1989. Damals war der gelernte Hotelfachmann seit sieben Jahren in München, hatte im Service gearbeitet und schließlich mit der Bürgschaft seiner Mutter das Lokal eröffnet: „Mein Vater starb, als ich drei Jahre alt war. Wir sind daheim sieben Kinder. Meine größte Sorge war, dass ich meiner Mutter ihr Geld nicht zurückzahlen kann.“ Der Lindengarten mit dem Charme eines italienischen Landgasthofes läuft bis heute sehr gut.
Keine weiteren Restaurants: „Wird immer schwieriger, Leute zu finden“
Bis dahin war es ein weiter Weg: Anfangs waren sie zu zweit – Karl Rieder und ein Schulfreund in der Küche. Bis zum vierten Lokal sprang Rieder ein, wenn jemand aus der Belegschaft krank oder im Urlaub war, er war Service, Putzkraft und die Buchhaltung. Erst nach dem dritten Lokal hatte er genug Mitarbeiter, sodass sich die Kollegen untereinander aushelfen konnten. Für das Personal ist Rieder bis heute verantwortlich. Über 250 Mitarbeiter hat er, doch: „Es wird immer schwieriger, Leute zu finden.“
Neuerdings betreibt Rieder das Languorino im neuen Einkaufszentrum beim Allacher Bahnhof. „Allach entwickelt sich sehr gut, aber die Lokale hier sind ältere Modelle. Die Menschen suchen nach modernem Design.“ Nüchterne Industriehallen-Atmosphäre trifft im Languorino auf buntes Fensterglas, warme Polstermöbel und Eichenholz. Die Gäste essen Tagliatelle mit Basilikumpesto und geriebenem Schafskäse (12,90 Euro), die hauseigene Holzofenpizza mit Mozzarella, Salsiccia, geräucherter Scamorza und Parmesan (12,80 Euro) oder Kalbsschnitzel vom Grill (18,50 Euro).
Während er seine Pinsa Romana mit Frischkäse, Rucola, Bresaola und Kirschtomaten (11,80 Euro) isst, erzählt Rieder, jeden Tag Lust auf Pizza oder Pasta zu haben. „Aber irgendwann wächst der Bauch.“ Was nicht mehr wachsen soll, ist sein Unternehmen: „Ich habe es schon oft gesagt, aber jetzt langt es wirklich“, sagt Rieder. Individuelle Gastronomie, wie er sie macht, wird immer schwieriger.
Jasmin Menrad, 05.12.2019 – 06:30 Uhr